Gravelotte 11
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Ojeoje - Die letzte Ölung

+++ [24.08.2013] Der neue Putz hat nix genutzt. Über Jahre hinweg wurde die Gravelotte 11 renoviert, saniert, umgebaut. Aus den alten einfachen Arbeiterwohnungen des 19. Jahrhunderts ist nach Abschluss der in den letzten aufregenden Jahren der Renovierungs- und Umbauarbeiten, aufgehübschter (man spricht von mehr als 5.000 Euro/qm teurer) Wohnraum entstanden, bisweilen sogar mit gold-glänzenden Wasserhähnen und Stuckapplikationen an der Decke.

Zugegeben: Das Haus hat schon mehr als 120 Jahre auf dem Buckel, ist auf nassem Fundament gebaut, die Hauswände sind mit groben Isarkies gefüllt und erst vor kurzem drohte die Küche im ersten Stock einzubrechen. Aber damit hatten wir im Ernst nicht schon jetzt gerechnet: "Achtung, letzte Ölung!" Für den 23. August 2013 war dieses (meist letzte) Sterbesakrament per Aushangzettel im Hausflur angekündigt.

Ein Fünkchen Hoffnung noch...

Aber vielleicht wird die Gravelotte 11 ja doch noch nicht das Zeitliche segnen. Ein kleines Flämmchen der Hoffnung brennt noch. Denn glaubt man den Zeilen im Buch Jakob 5, 14-15, dann soll die sakramentale Salbung nicht ein Ritus aufgrund des sicher bevorstehenden Todes, sondern ein Mittel zur Stärkung und Ermutigung sein.

Nach der auf der Grundlage des Zweiten Vatikanischen Konzils basierenden und später durch die Apostolische Kostitution „Sacram Uctionem Infirmorum“ im Jahr 1972 modernisierten Deutung ist die Salbung für jene bestimmt, „die sich wegen Krankheit oder Altersschwäche in einem bedrohlich angegriffenen Gesundheitszustand befinden.“ Das Sakrament könne, auch wenn es immer noch volkstümlich „letzte(!) Ölung“ genannt wird, durchaus wiederholt empfangen werden. Dann nämlich, wenn sich der Existenz bedrohende Zustand zwischenzeitlich erholt hatte und später erneut das Ableben drohe.

Alle Sünden vergeben?

Wenn die letzte Ölung der Gravelotte 11 tatsächlich als liturgiegetreues römisch-katholisches Ritual umgesetzt wurde, kann das auch durch einen interessanten Nebeneffekt motiviert gewesen sein, den das Haus - und stellvertretend seine Besitzer - möglicherweise für sich nutzen wollten. Denn: Von oberster Stelle werde verziehen, was immer sie gesündigt haben: „Durch diese heilige Salbung und seine mildreichste Barmherzigkeit lasse dir der Herr nach, was immer du gesündigt hast. Amen.“ So zumindest lautet die Formel der aktuellen Liturgie.

Aber ging wirklich alles mit Rechten Dingen zu? Papst Pius VI legte in seiner Approbation nämlich auch fest, dass die heilige Salbung zwingend nur durch einen Priester erfolgen dürfe. Der jedoch wurde am besagten 23. August 2013 nicht im Haus gesichtet. +++

 

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